Ein Bericht aus dem Blickwinkel unserer U12 Mädchen "zweite Reihe"

In zwei Kids-Cross-Rennen in Othal und zwei Rennen in Braunlage hatten sich alle für unseren Verein startenden U12er Mädchen und Bent für das Finale am Sudelfeld qualifiziert. Bent konnte leider wegen akuter Erkrankung nicht an den Start gehen. Bis eine Woche vor dem Rennen gab es vom SVS keine Informationen über die Qualifikation oder evtl. gemeinsame Teilnahme mit dem Skiverband, für Therese und Lynn war letzteres selbstverständlich mit den Verbandstrainern abgesprochen. Anna Lena, Eleni und Paula wollten aber nun auch mal wissen, wo sie im deutschlandweiten Vergleich stehen und so haben wir dann die Initiative zur Wettkampfmeldung ergriffen und die Fahrt organisiert. Thomas Morgensterns Auto mit unzähligen Paaren an Ski und vielen Taschen bis unter‘s Dach beladen, sind wir zu fünft am Freitag nach der Schule losgedüst. Nach einem schönen Fewo-Frühstück um 6.45 Uhr standen die Mädels am Samstag früh bei Kaiserwetter (übrigens alle drei Tage!) pünktlich zum Liftbeginn und Einfahren unter der steilen und harten Waldkopfpiste.

IMG-20170315-WA0008 1489610921313Am ersten Tag war ein Riesenslalom mit Cross-Elementen im unteren, flacheren Teil angesagt. Aber erstmal mussten sie den eisigen Steilhang meistern. Lynn hat mit einem Paukenschlag aufgewartet und die Bestzeit im ersten Lauf vorgelegt. Die Leute haben das wahrgenommen, als erkennbare Sachsen wurden wir mehrfach auf Lynn und die Herkunft aus dem Einsiedler Skiverein angesprochen. Zitat eines Schwarzwälders im Sessellift: "Gut, dass es euch Sachsen gibt, sonst wären wir Süddeutschen ja ganz unter uns". Therese patzte leider schon im ersten Lauf. Unsere drei vom "Team 2" sind sicher durchgekommen. Der zweite Lauf stand an: die Strecke steht noch, ist aber noch eisiger und schlagiger geworden. Und so passiert die Katastrophe für Lynn. Schon in der Einfahrt zum Steilhang schlägt es ihr einen Ski ab und sie kommt zu Fall. Mit Penaltyzeit für den Lauf landet sie im Mittelfeld. Unsere drei Mädels kommen wieder gut durch, driften im Steilhang an jedem Tor weit nach unten ab. Am besten schlägt sich Anna Lena als 50., Paula wird 56. und Eleni und Therese aufgrund der Penaltyregelung mit gleichen Zeiten 59.. Hilde Gärtner wird als beste Sächsin mit zwei stabilen Läufen 22..

Abends auf "unserem" Bauernhof "zum Melchern" ist Pokemonsuche und Schafe füttern angesagt und die Wirtin kocht uns eine köstliche Nudelpfanne, nichts bleibt davon übrig. Das anschließende Toben durch die Ferienwohnung und die Betten ließ uns mitgereiste Erwachsene doch nicht ganz bis zum Ende chillig bleiben.

Zweiter Tag: Nun wussten wir schon etwas besser, wo wir stehen! Technikübungen mit Bewertung stehen auf dem Programm. Die Übungen: Freies Fahren mit geschnittenem RS-Schwung, freies Fahren im unpräparierten Gelände, Slalomschwung im Steilhang und Kurzschwung im 5er Rhythmus. Die Bewertungen erstaunlich realistisch, Hilde wird 4., Lynn 8., Therese 28. und unsere Mädels sortieren sich zwischen 52 und 55 ein.

Dritter Tag: Vormittags Parallelslalom-Einzelwettbewerb, nachmittags als Teamwettbewerb. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse darf nur noch das Team Sachsen 1 starten. Die Veranstalter haben auf wieder durchgefrorenen Schneeresten einen ganz ordentlichen Parallelslalom mit Geländeübergängen gesteckt. Lynn legt im ersten Lauf wieder eine sehr gute Zeit vor, strauchelt aber im zweiten. Therese kommt in beiden Läufen nicht optimal durch. So schlägt noch die große Stunde des "Team 2". Anna Lena wird als beste Sächsin noch vor Hilde mit zwei konstant guten Läufen 28., Paula und Eleni kommen als 53. und 55. ins Ziel. Nachmittags kann Team Sachsen 1 mit Lynn, Hilde Gärtner, Erik Schlüssel und Pirmin Paul Gutzer noch einen beachtlichen dritten Platz einfahren und viele Teams aus den Alpen und dem Schwarzwald hinter sich lassen.

Wir vom "Team 2" sind da schon wieder auf der Autobahn und rollen zügig nach Hause.

Ein großes Lob gilt den Veranstaltern von der SG Hausham und Christian Scholz vom DSV für die reibungslose Ausrichtung dieser Mammutveranstaltung!

Mit welchen Eindrücken, Erfahrungen und vielleicht auch Schlussfolgerungen verlassen wir dieses Saisonfinale? Für uns und unsere Mädels im "Team 2" war es der erste Vergleich mit allen Kindern der Altersklasse in Deutschland. Unsere Erwartungen waren nicht hoch gesteckt und trotzdem waren wir von der Leistungsdichte und -breite überrascht – ja gar desillusioniert. Platzierungen in Sachsen kann man dort getrost mit dem Faktor 10 multiplizieren.

Ich persönlich bin etwas desillusioniert bezüglich dessen, was wir mit unseren Trainingsmöglichkeiten hier objektiv erreichen können, denn diese erlauben gar nicht, das dort Geforderte zu üben. Das ginge am Fichtelberg nur im Steilstück unter der Seilbahn. Der Olympiastützpunkt macht das halt früh vor Liftbeginn mit seinem Läufern (siehe erster RS-Lauf von Lynn). Sie schafft es eben auch im harten Steilhang auf den Kanten zu bleiben und nicht wesentlich abzudriften. Im Slalom sieht man bei vielen der vorderen Mädels mehr Dynamik, schnellere Kantenwechsel und generell einen bewussteren Kanteneinsatz. Natürlich gehört auch der Mut zum Tempo dazu, das ist sicher ein großes Plus bei unserer Anna Lena. Im Training kann man vielleicht auch ohne Stangen mehr Übungen fahren, rhythmische Elemente mehr betonen. Auch das Vorfahren von Übungen und Elementen durch "Größere" erscheint mir wichtig. Sicher gibt es auch in Süddeutschland lokale Rennen, wo unsere Kinder ganz gut mitfahren können. Aber wenn alle da sind, zeigen sie uns unsere Grenzen auf. Wir müssen das einfach akzeptieren, ein großes Talent kann die Ausnahme sein, unsere Kinder sollten trotzdem ohne Druck die Freude an dem schönen Sport behalten können!

Noch einen schönen Restwinter wünscht euch Mischa Naumann