Vom Aussichtsturm des Klínovec hat man einen Rundblick über das gesamte Erzgebirge sowie weite Landesteile von Sachsen und Böhmen. Nicht so am 14.3.2015: An diesem Samstag beschränkte sich der Rundblick auf Details in Schneeballwurfreichweite - unter der Annahme, ein sportlich durchschnittlich begabtes Mädchen aus der dritten Klasse habe den betreffenden Schneeball geworfen. Optimale Bedingungen für einen Schwimmbad- oder Museumsbesuch oder um eine Runde Computer zu spielen. Leider wurde uns dies erst klar, als auf wir auf dem Keilberg die Autotüren hinter uns schlossen.

Während derweil in Chemnitz die ersten Hobbygärtner motiviert die Baumärkte unsicher machten, wollten wir den angerissenen Tag nutzen, um beim vorletzten Wettkampf der Skitty-Serie die Seh- und Nervenstärke unserer Schützlinge auf die Probe zu stellen. Als Austragungsort war die Piste „Slalomak“ auserkoren: Auf einer Streckenlänge von ca. einem halben Kilometer warteten 150 Höhenmeter auf ihre Bewältigung (das entspricht ca. 30% bzw. 17° Gefälle). Wenn man über einen längeren Zeitraum unter der Woche in Augustusburg trainiert, wirkt ein Hang mit diesen technischen Daten befremdlich steil. Zum Glück war die Sicht schlecht, sodass uns der Anblick erspart blieb.

Die Strecke an sich ist schnell beschrieben: Der Veranstalter hatte in gleichmäßigen Abständen liebevoll Riesenslalomtore lose um Eisplatten herum drapiert.

Mangels eines Standortes, von dem aus man die ganze Strecke hätte überblicken können, machte ich es mir im Startbereich bequem und beobachtete das Wettkampfverhalten skisportaffiner Eltern. Ein Mann mit Mammutjacke - Start am Keilberg (aus fünf Metern Entfernung gesehen)und ebensolchem Gemüt - züchtigte junge Skifahrer, die sich für die Augen Dritter völlig altersgerecht verhielten. Etwas weiter wurden die ersten Bierflaschen gezückt und gravierende Fehleinschätzungen in Bezug auf die eigene Wirkung aufs andere Geschlecht verbreitet. Und überall: Skipräparation. Ich wundere mich insgeheim, warum es in Zeiten von bemannter Raumfahrt, Lotuseffekt und Nanotechnologie scheinbar noch nicht möglich sein soll, dauerhaft glatte Ski zu produzieren... doch der marktwirtschaftliche Aspekt dieses Gedankens brachte mich angesichts der geschätzten Umsätze der Wachsindustrie wieder auf den Boden des Klínovec zurück. Ein Tipp bleibt dennoch festzuhalten: Als Vater sollte man die Ski seines Zöglings nie liebevoller bürsten als die eigene Frau.

Da vom Rennen selbst praktisch nichts zu sehen war, kann ich auch keine Einschätzungen zu den individuellen Leistungen der jungen Sportler/innen abgeben. Deswegen ein pauschales Lob: Wer versucht, bei null Sicht einen derartig steilen Hang quasi auf Glatteis am schnellsten hinunter zu gelangen, ist im Idealfall außergewöhnlich willensstark und auf zahlreiche Tücken des späteren Lebens gut vorbereitet (abgesehen von wenigen Ausnahmen wie z.B. Mathematik).

Die Ergebnisse (abgeleitet aus den laut Gesamtwertungsliste vergebenen Punkten):

U8 weiblich: Anna (5.), Lisa (7.), Jule (9.) / U8 männlich: Linus (1.) / U10 weiblich: Lynn (1.), Therese (2.), Paula (4.), Anna Lena (5.), Eleni (9.) / U10 männlich: Bent (6.), Lino (8.), Christoph (12.)


Sonntagmorgen. Mehrere Billionen Trillionen Tonnen superheißer explodierender Wasserstoff-Atomkerne stiegen langsam über den Horizont und brachten es fertig, klein, kalt und ein wenig feucht auszusehen. Wir bestiegen unsere Autos im frühlingshaften Chemnitz und fuhren gen Oberwiesenthal, wohl wissend: Unter idealen Bedingungen hat man vom Aussichtsturm des Fichtelbergs einen Rundblick über das gesamte Erzgebirge... Moment, das hatten wir schon.

Tatsächlich mussten wir feststellen: Je näher wir dem Wettkampfort kamen, desto ähnlicher wurden die Bedingungen denen vom Samstag. Trotz minus zwei Grad umspülte starker Nebel den Fichtelberg. Nur die vom Vortag vertraute Orientierungslosigkeit wollte nicht so recht eintreten, dafür kennen wir uns am Fichtelberg einfach zu gut aus.

Unter der Prämisse „Sicht oder Spielabbruch“ wurde ein möglicher Start des Rennens am Wäldchen zunächst auf 10.30 Uhr verzögert - der Nebel zeigte sich davon unbeeindruckt. Der von den Renndirektoren im Endeffekt gefasste Beschluss sah vor, bis 11.30 Uhr sämtliche Geländeübergänge zu beseitigen (schade – bei schönem Wetter wäre das einem Finale würdig gewesen) und die korrekte Strecke durch blaue Markierungen hervorzuheben. Im Idealfall würde in dieser Zeit der Nebel auch noch etwas aufziehen, aber dieser dachte nicht daran.

Beim nun folgenden Rennen stand ich direkt neben der Strecke auf Höhe eines Tores – und konnte (ausgestattet mit ca. 120% Sehkraft) ziemlich genau das vorhergehende sowie das nachfolgende Tor einsehen. Ich kann nicht einschätzen, was man tatsächlich sieht, wenn man den Kurs mit Skiern und einer Geschwindigkeit von mehr als 30km/h befährt, aber es war sicher kein sonderlich ermutigender Anblick. Daher möchte ich mein samstägliches Gruppenlob auch für Sonntag aufrecht erhalten.

Nach dem Ende des ersten Durchgangs wurde dann - zu des einen Leid, des andren Freud - recht spontan entschieden, von einem zweiten Lauf abzusehen. Die seit dem Morgen andauernden Bedingungen waren der Rennleitung dann wohl doch zu konstant.

Leider muss ich gestehen: Für eine detaillierte Einschätzung einzelner Leistungen sah ich die ganze Zeit zu wenig. Außerdem habe ich keinen richtigen Plan was Technik beim Skifahren etc. angeht. Daher belasse ich es auch beim Skitty-Finale bei einer bloßen Nennung der Ergebnisse:

U8 weiblich: Anna (6.), Lisa (10.), Jule (14.) / U8 männlich: Linus (8.) / U10 weiblich: Lynn (1.), Paula (2.), Therese (4.), Eleni (6.), Anna Lena (7.) / U10 männlich: Christoph (5.), Bent (10.), Simon (16.)


Vor der SiegerehrungDamit waren alle benötigten Ergebnisse eingebracht, die Skitty-Cup-Gesamtwertung komplett und die ersten Plätze jeder Altersklasse konnten ausgezeichnet werden. Dabei erreichten unsere Starter/innen die folgenden Plätze:

U8 weiblich (Baujahr 2007 / 2008)
Platz 4 - Anna
Platz 5 - Lisa
Platz 7 - Jule

Das sind wirklich gute Platzierungen für unsere Mädels – hervorzuheben ist dabei besonders Lisa, die sich als 2009er Baujahr immer wieder gegen körperlich überlegene Gegnerinnen durchsetzen konnte. Anna schaffte in ihrer ersten echten Wettkampfsaison gleich den Sprung aufs Treppchen, Jule nahm nicht an allen Rennen teil, platzierte sich aber kurz hinter den beiden anderen. Es darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Erstplatzierte dieser Altersklasse (Mia Savannah Korn / ASC Oberwiesenthal) eine Klasse für sich ist und quasi ohne echte Konkurrenz zum Titel fahren konnte.

U8 männlich

Platz 3 - Linus

Linus stand vorm Finaltag auf dem zweiten Platz und hätte auch noch auf den ersten Platz vorfahren können. Leider gehörte er zu den Sportlern, denen die Kombination von Nebel & Absage des Rennens nach dem ersten Lauf - in dem er einen Sturz nicht verhindern konnte - einen Strich durch die Rechnung machte.

U10 weiblich (Baujahr 2005 / 2006)

Platz 1 - Lynn
Platz 2 - Therese
Platz 4 - Anna Lena
Platz 5 - Paula
Platz 7 - Eleni

In unserer stärksten Altersklasse ist zunächst einmal Lynn zu nennen, die alle Rennen der Saison (inkl. Inline und Athletik) gewinnen konnte. Therese – die mittlerweile bei uns mit trainiert – kam ihr im Saisonverlauf zwar immer öfters näher (und schob sich dadurch zu Recht auf Platz 2 der Rangliste), dennoch muss man Lynn als herausragendes Talent anerkennen. Wir sind gespannt, wie es mit ihr weiter geht. Anna Lenas 4. Platz stand praktisch schon vorm Finalwochenende fest, Eleni rutschte auf der Zielgeraden von 5 auf 7 ab und gab der zwei Wochen jüngeren Paula den Vortritt. Paula ist damit übrigens die einzige der jungen Damen, die im nächsten Jahr noch einmal in der U10 starten darf.

U10 männlich

Platz 7 - Bent
Platz 9 - Christoph
Platz 12 - Lino
Platz 14 - Simon

Diese Altersklasse war - wie schon in den Vorjahren - auch diese Saison wieder sehr stark besetzt. Da von den ersten fünf Plätzen praktisch immer die ersten drei für Eric Schlüssel, Jacob Gerards und Fritz Rahle (in jeweils verschiedenen Reihenfolgen) quasi reserviert waren, war es für unsere Jungs besonders schwierig, Pokale (die es bis zum fünften Platz gibt) einzufahren. Bent brachte diese Saison insgesamt drei Pokale aus Skitty-Läufen mit nach Hause und steht damit als bester „Einsiedler“ in diesem Jahrgang fest. Christoph konnte zwei der begehrten Trophäen sichern. Lino nahm krankheitsbedingt leider nur an der Hälfte der Wettkämpfe teil (Ausbeute insgesamt ein Pokal) – ich bin sicher, er hätte sich sonst weiter vorn platzieren können. Auch Simon darf nicht vergessen werden: Er konnte sich bei allen Wettkämpfen im gefühlten Mittelfeld dieser großen Altersklasse platzieren (was bedeutet: kein Pokal in Sicht), ließ sich davon aber trotzdem nicht entmutigen und griff immer wieder an.

Obwohl es schon bedeutend eher fest stand, wurde es als letzter Tagesordnungspunkt amtlich gemacht: Der erste Platz in der Mannschaft- bzw. Konstrukteurswertung ging auch in diesem Jahr wieder nach Einsiedel. Mit 3455 Punkten verbuchte der ESV mehr Punkte als die Plätze zwei (Rugiswalde – 1850 Punkte) und drei (Steina - 1095 Punkte) zusammen. Allerdings bahnt sich am Horizont eine mögliche Wende an: In der nächsten Saison haben wir bei den Skittys eine deutlich geringere Anzahl Sportler am Start. Daher sind nun besonders die skiaffinen Eltern von Einzelkindern gefragt: Eventuell bietet sich ja in den kommenden Monaten die Gelegenheit, diesem Trend aktiv entgegen zu steuern. Das Erstellen von neuen Nachwuchssportlern ist aus meiner Sicht unterhaltsamer und einfacher als z.B. Skipräparation. Im Internet lassen sich zahlreiche Lehrvideos zu dieser Thematik finden.

Und so endet eine Woche vorm offiziellen Frühlingsanfang wieder eine erfolgreiche Saison für den ESV. Einige Sportler/innen werden in den nächsten Tagen sicher noch an Wettkämpfen außerhalb von Sachsen teilnehmen, bevor es auch für sie in die verdiente Frühlingspause geht und es in Kürze wieder heißt: Inline-Skates aus dem Schrank holen und ab auf die Straße.


 

Nachtrag: Ich habe in diesem Text ein Zitat eines berühmten Schriftstellers versteckt. Wer mir Autor und Werk nennen kann, bekommt eine kleine Überraschung.